Forschungsbibliothek zur Geschichte der deutschen Sprache

Wer zur Geschichte der deutschen Sprache von den Anfängen bis zur Neuzeit forschen will, wer in der „Bildungslandschaft Deutsche Sprache“ lebt und zu ihr beitragen möchte, ist inmitten der Lutherstadt Wittenberg willkommen. Dort setzt die Stiftung „Leucorea“ die Tradition der ehemaligen Wittenberger Universität fort. In ihren Räumen hat unter maßgeblicher Federführung des Vereins „WortWerkWittenberg e.V.“ der Aufbau einer umfangreichen Forschungsbibliothek begonnen, die es ermöglichen soll, sich mit der deutschen Sprachgeschichte von den Anfängen bis zur Neuzeit und schwerpunktmäßig mit derjenigen seit Beginn der frühen Neuzeit zu befassen.

Zu dieser „Bildungslandschaft“ gehören nicht zuletzt das ebenfalls an der Leucorea angesiedelte „An-Institut für Deutsche Sprache und Kultur e.V.“ sowie das seitens der „Stiftung Deutsche Sprache“ geplante „Haus der Deutschen Sprache“, das in unmittelbarer Nähe der Leucorea eingerichtet werden soll. Auch die Leucorea selbst ist beteiligt. Sie stellt bestens ausgestattete Räumlichkeiten für Bibliothek und Arbeitsbereiche im Dachgeschoss ihres Gebäudes zur Verfügung.

Die Bibliothek wächst stetig. So konnten ihr bereits größere Bestände aus privaten Spenden und Nachlässen renommierter Fachkollegen der Germanistik zugeführt werden. Darunter befinden sich auch besonders wertvolle alte Werke und Druckschriften. Neben einer umfangreichen Sammlung von Sekundärliteratur liegt ein Schwerpunkt auf Forschungsmaterialien zur Sprachgeschichte des Deutschen sowie auf Dokumenten und Textzeugnissen im Original.

Forschung und Lehre bietet sich hier eine einmalige Gelegenheit: Auf der Grundlage eines Bestandes an unschätzbarem Quellenmaterial sowie unterstützt von den Einrichtungen der Leucorea kann mit weiteren vernetzten Bibliotheken zusammengearbeitet werden. Dazu gehören in der zum Reformationsjubiläum 2017 geschaffenen Reformationsgeschichtliche Forschungsbibliothek vereinten Bibliotheken des Evangelischen Predigerseminars sowie die Bibliothek der Stiftung Luthergedenkstätten und nicht zuletzt die Universitäts- und Landesbibliothek der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Sie alle stehen im „Land der Reformation“ der Forschung zu verschiedensten Aspekten der Frühzeit der deutschen Sprache zur Verfügung.

Als Ergänzung des in Wittenberg vorhandenen Quellenbestandes wird in der Leucorea ein Archiv aufgebaut, in dem einschlägige Quellen und Forschungsmaterialien zusammengetragen werden. Darunter befinden sich u.  a. das komplette und durch Karl Bischoff zwischen 1936 und 1956 erhobene Belegmaterial zum Mittelelbischen Wörterbuch, das 1500 Texte enthaltende Bonner Korpus frühneuhochdeutscher Quellen, ferner Archivmaterialien zur Mittelhochdeutschen Grammatik, zum Referenzkorpus Frühneuhochdeutsch, zum Luxemburger Deutsch im 17. Jahrhundert, zum Osnabrücker Frühneuhochdeutsch sowie zur deutschen Orthographiegeschichte.

So stellt sich die entstehende Forschungsbibliothek als entscheidende Stütze der bereits gegebenen Möglichkeiten dar. Sie soll zu einer der wesentlichen Forschungsinstitutionen zur deutschen Sprachgeschichte mit dem Schwerpunkt der Reformation und ihrer Auswirkungen bis in die Gegenwart wachsen. Die besondere Berücksichtigung der kultur- und gerade auch sprachgeschichtlichen Dimensionen der Reformation steht damit erstmals im Zentrum.

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